Uraufführungen

Die Uraufführungs-Gastspiele des Heidelberger Stückemarkts

stuema 250 ohneApril 2017. "Was kann und darf Theater in beunruhigenden Zeiten?", fragt das Leitungsteam des 34. Heidelberger Stückemarktes im Programmbuch des Festivals. Und fährt fort: "Die neue Dramatik bringt das Weltgeschehen auf die Bühne und reflektiert gesellschaftliche und politische Bedingungen. Angestoßen werden dabei Diskurse zu Freiheit und Demokratie, aber auch zu Flucht und Radikalisierung." Neben den verschiedenen Wettbewerben sind auch in diesem Jahr wieder eine Auswahl von Uraufführungen aus dem gesamten deutschsprachigen Raum eingeladen, in denen sich immer wieder zeigt, dass das Theater "nicht nur ein Raum der Kunst, sondern auch der Politik" ist.

Getreu dem Motto "Sie schlafen, wir schreiben" erscheinen hier auf dem Festivalportal von nachtkritik.de jeweils Kurzkritiken zu sämtlichen Gastspielen sowie zur Eröffnungsproduktion des Theaters Heidelberg, Beben von Maria Milisavljevic – Sieger des deutschsprachigen Autorenwettbewerbs vom Vorjahr –, jeweils am Morgen nach der Aufführung.

Lesbos1 250 Arno Declair u"Lesbos – Blackbox Europa"
© Arno Declair

5. Mai 2017. Für Lesbos – Blackbox Europa vom Deutschen Theater Berlin ist der Regisseur Gernot Grünewald mit zweien seiner Schauspieler in die Flüchtlingscamps gereist. Der dritte Schauspieler konnte nicht mitreisen, aber Thalfakar Ali kennt Lesbos: Er ist selbst dort als Flüchtender nach Europa gekommen. Georg Kasch erlebte einen intensvien, klugen, emotional berührenden Abend.

Gestorben 250 Thomas Mueller u"Weil sie nicht gestorben sind"
© Thomas Müller

5. Mai 2017. Sie gehören doch eigentlich in die Schmuddelecke, die Grimm'schen Märchen, oder etwa nicht? Was da an sexuellen Konnotierungen so herumfleucht … In Weil sie nicht gestorben sind vom Deutschen Theater Göttingen widmen sich Autorin Hannah Zufall und Regisseurin Brit Bartkowiak drei dieser schrägen Märchen. Michael Wolf berichtet.

Pointofnoreturn2 250 david baltzer u"Point Of No Return" © David Baltzer

4. Mai 2017. Im vergangenen Juli versetzte ein Amokläufer die Stadt München in Angst und Schrecken. Was auch die Proben von Yael Ronen und ihrem Ensemble um 180 Grad drehte. Statt über Liebe in Zeiten von Tinder handelt Point Of No Return nun von persönlichen Befindlichkeiten in Zeiten des Terrors. Und zwar zeitlos schön, findet Michael Wolf.

BeateUweUwe 250 Dieter Wuschanski"Beate Uwe Uwe Selfie Klick"
© Dieter Wuschanski

3. Mai 2017."Arbeit mit Sprachmaterial" betreibt die Dramatikerin Gerhild Steinbuch. Rechte Rhetorik greift sei auf, um zu entlarven wie der Diskurs der Neuen Rechten in die Sprache tropft. So geschehen in Beate Uwe Uwe Selfie Klick. Mit der raunenden Textfläche hatte es Regisseurin Laura Linnenbaum aber bei der Uraufführung am Theater Chemnitz gar nicht so leicht. Wie der Abend in Heidelberg ankommt - mehr von Georg Kasch

 Flotte 250 BirgitHupfeld

3. Mai 2017.Recherche-Projekte sind längst die Speerspitze politischen Theaters. Wie man die komplexen Texte inszeniert, ist nochmal eine andere Frage. Kay Voges bringt in Die schwarze Flotte Infos über Schiffe, die in krumme Geschäfte verwickelt sind, als Monolog auf die Bühne – als einen visuell hochkomplexen, der appelliert, sich nicht über-, sondern herausfordern zu lassen. Mehr über das Gastspiel von Michael Wolf.

 KeinSchoenerLand1 250 Matthias Stutte

2. Mai 2017. Mit der bloßen Schilderung von Flüchtlingsgeschichten ist dem Diskurs wenig hinzuzufügen. Aber wie dann? Lothar Kittstein und Hüsein Michael Cirpici lassen in Keiner schöner Land einen Flüchtling in den Probenraum eines deutschen Gesangschors platzen. Konflikte sind da vorprogrammiert. Wolfgang Behrens hält's für einen schweren Fall falscher Kontrastdramaturgie.

 Bildervonuns1 250 Thilo Beu"Bilder von uns" © Thilo Beu

2. Mai 2017. Auf den Missbrauchsfällen am Bad Godesberger Aloisiuskolleg, die 2010 offenbar wurden, beruht Thomas Melles Theaterstück Bilder von uns. Der Auslöser ist real. Fiktiv sind die Figuren und ihre unterschiedlichen Strategien, wie sie mit dem Ereignis umgehen. Zwischen Psychothriller und Thesenstück bewegt sich Alice Buddebergs Inszenierung. Mehr von Michael Wolf.

Griechen 280 Thomas Eichhorn"Die Griechen" © Thomas Eichhorn

1. Mai 2017. Ein Stück in Hexametern? Ja, auch das ist zeitgenössische Dramatik. Volker Braun hat Die Griechen wider ein mediengerechtes Sprechen im alten Versmaß geschrieben, um von der jüngeren Griechenland-Krise zu erzählen samt Volkstribun Yanis Varoufakis. Wie der sprachliche Verfremdungseffekt wirkt - rundumerneuernd nämlich -, berichtet Wolfgang Behrens.

 HD Empire1 250 marc stephan u"Empire" © Marc Stephan

30. April 2017. Milo Rau ist ein Grenzgänger der Formate, recherchiert in der Welt und formt aus seinem Material Filme, Bücher, Essays, Performances und eben Theaterabende. In Empire sprechen die Schauspieler ihre Geschichten von Flucht und Gewalt in die Kamera. Der Blick soll sich zurück auf den Zuschauer wenden, so Michael Wolfs Einsicht in Milo Raus durchaus paradoxen Abend.

 HD 10Gebote 0359 280 ArnoDeclair u"10 Gebote" © Arno Declair

29. April 2017. Mehrere Autoren schreiben ein Theaterstück? Solche Projekte dienen oft als dankbare Spielwiese - so geschehen auch bei die 10 Gebote. Ein Dutzend Autoren hatte das Deutsche Theater Berlin beauftragt, das berühmteste Regelwerk der Welt neu zu schreiben. Wie Regisseurin Jette Steckel das Ganze inszenatorisch zusammenhält, und das in Heidelberg im improvisierten Bühnenbild, berichtet Wolfgang Behrens

 HD Beben007 250 Annemone Taake u"Beben" © Annemone Taake

29. April 2017. Der Stückemarkt ist eröffnet. Und zwar ganz klassisch mit dem Stück, das im vergangenen Jahr den Autorenpreis gewann: Beben von Maria Milisavljevic. Ein aufwühlender Text, der, wie es in der Jurybegründung hieß, den Mut zur Utopie als Widerspruch zum Fatalismus der Vernünftigen setze. Erich Sidler hat inszeniert, sehr körperbetont, lässt Welten aufeinanderprallen. Mehr von Michael Wolf.