Gastland Ukraine

Mehr über das Gastland beim Heidelberger Stückemarkt

April 2017. Vor drei Jahren brach auf dem Maidan die Revolution aus. Seitdem ist die Ukraine nicht zur Ruhe gekommen. Der Bürgerkrieg mit den Separatisten forderte bislang 10.000 Opfer und schlug annährend zwei Millionen Menschen in die Flucht. Die Ukraine ist eine Gesellschaft im permanenten Ausnahmezustand. Das Theater versucht dieser Situation Rechnung zu tragen. Die Krise führt auf den Bühnen zu einer Weiterenwicklung der Formen. Der ukrainische Dramatiker und Intendant Pavlo Arie hat als Scout für das Gastspielprogramm des Stückemarkts fünf exemplarische Inszenierungen eingeladen: "Russisch auf Ukrainisch" (PostPlayTeatre, Kiew), "Wo ist Osten?" (Theatre of Displaced People, Kiew), "Haus der Hunde" (Dakh Theater, Kiew), "Ruhm den Helden" und "Der Getreidespeicher" (beide: Erstes ukrainisches Kinder- und Jugendtheater, Lwiw).

 stuema 250 Ukraine

April 2017. Die Staatskrise der Ukraine setzt bei Theatermacher*innen ungeahnte Energie frei. Bürgerkrieg und Vertreibung fordern sie heraus, nach neuen Formen und Stoffen zu suchen. Für viele Theaterschaffende ist die Bühne der Ort, an dem die tiefgespaltene Nation im Kleinen wieder zueinander finden könnte. Anastasia Magazova mit Eindrücken aus einem zerrissenen Land.

 Ruhm den Helden 250"Ruhm den Helden" © b17.kiev.ua

8. Mai 2017. Am Ende gab es stehende Ovationen für das derzeitige ukrainische Stück der Stunde. In Pavlo Aries Ruhm den Helden vom Theater Goldenes Tor aus Kiew treffen zwei Kriegsveteranen im Krankenhaus aufeinander, die auf verschiedenen Seiten der Front gekämpft haben – ein schlagendes Bild für ein zerrissenes Land. Verena Großkreutz berichtet.

 Getreidespeicher 250"Der Getreidespeicher"
© Marianna Pavliuk

8. Mai 2017. Das Stück Der Getreidespeicher von Natalia Vorozhbyt kommt zwar vom Ersten Kinder- und Jugendtheater in Lemberg, aber der schnell geschnittene Szenenreigen, der sich mit dem Leiden der Ukrainer in bolschewistischer Zeit auseinandersetzt, fordert auch erwachsene Zuschauer*innen noch heraus. Wie das Stationendrama mit folkloristischen Zutaten in Heidelberg wirkte, weiß Simone Kaempf.

 endofimitation 250"End of Imitation" © Oleksandr
Dolovov, FlyCam Production

8. Mai 2017. Junge ukrainische Theatermacher*innen kommen nach Deutschland und machen Erfahrungen mit dem hiesigen Theatersystem. Zurück in der Ukraine thematisieren sie ebendiese Erfahrungen in einer Inszenierung. So entstand End of Imitation der Post Residency Group, die nun erneut nach Deutschland reiste. Mehr von Michael Wolf.

 Haus der Hunde 250"Haus der Hunde" © Vasyl Osadchyi

7. Mai 2017. Haus der Hunde vom DAKH Theater aus Kiew sei während der Maidan-Proteste entstanden, heißt es. Doch erklärt das die düstere Gewalt, die von der Inszenierung ausstrahlt? Sitzt das Publikum zu Beginn noch um einen Käfig herum, findet es sich im zweiten Teil selbst darin eingesperrt. Eine beklemmende Erfahrung, auch für Michael Wolf.

 Wo ist Osten 250 Anastasia Vlasova"Wo ist Osten" © Anastasia Vlasova

7. Mai 2017. Russisch auf Ukrainisch vom PostPlayTeatre Kiew ist eine eigens für den Heidelberger Stückemarkt entwickelte Performance von Anton Romanov – und eine krasse und blutige dazu. Danach zeigt das Theatre of Displaced People unter dem Titel Wo ist Osten? zwei dokumentarische Monologe. Drei sehr unterschiedliche Blicke auf den Krieg in der Ukraine erlebte Verena Großkreutz

 Autorentag 3 250 Annemone TaakeInternationaler Autorentag
© Annemone Taake

7. Mai 2017. Wie reagieren ukrainische Dramatiker*innen auf den Bürgerkrieg im Land? Das Dokumentartheater böte ja ganz unmittelbare Zugänge zu den Schicksalen der Betroffenen, doch Olga Mazjupa, Oksana Sawtschenko und Wolodymyr Snihurtschenko, die in Heidelberg um den Internationalen Autorenpreis konkurrieren, gehen andere, indirektere Wege. Über die neuen Stücke aus einem buchstäblich zerrissenen Land berichtet Simone Kaempf.