gaponenko vitaMarjana Gaponenko
© Mathias Bothor

Eine Post-Sowjetische Dramolett-Trilogie

Was beginnt, als wärs ein Stück von Tschechow, erweist sich schnell als makabres Panorama der Zersetzung aller (Un-)Gewissheiten, auf die sich das herrschende Weltbild der heutigen Gesellschaft stützt: in der Ukraine, der Heimat der Autorin, wie in Russland. Mit abgründigem Humor werden buchstäblich die Leichen eines stalinschen Todeslagers ausgegraben, ehe sie staatlicherseits ein zweites Mal, und nun wohl endgültig, beseitigt werden. Das Fernsehen erweist sich als ein groteskes Kasperletheater, das regelmäßig durch den Schlag eines Gummihammers aus dem Off auf das Haupt des Moderators unterbrochen wird. Und wenn eine verarmte Heldin des Weltkriegs einmal zu Wort kommt, hat sie für den Jungen, der ihr zuschaut, nur eine Verheißung: "Wir Krüppel leben in Vergessenheit, aber wir leben, und ihr siecht im Totschweigen dahin." Die Trilogie löst sich in der überbordenden Lachorgie einer Ballgesellschaft auf, als ein Tänzer des Bolschoi-Balletts sich einbildet, seine Balldame aus der Upperclass heiraten zu können. Drei ebenso groteske wie präzise Überzeichnungen der heutigen post-sowjetischen Gesellschaft. Übertragbarkeit nicht ausgeschlossen.

Marjana Gaponenko wurde 1981 in Odessageboren. Sie studierte Germanistik und lebt heute in Mainz und in Wien. Seit ihrem 16. Lebensjahr schreibt sie auf Deutsch. Bisher erschienen die Romane "Wer ist Martha?" und "Das letzte Rennen"; fürs Theater schrieb sie "Zu den Sternen".

Zum Text – das Stückporträt

Zum Video – das Videopoträt

 

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